Don´t mention the N-Word

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Sarah Kuttner konnte wohl nicht anders. Sie wissen schon. Hier der Bericht des RND: „Kuttner, Bauerfeind und Hielscher unterhielten sich in der kürzlich veröffentlichten Folge unter anderem über das Verbot von Worten im deutschen Sprachgebrauch. Kuttner sagte in diesem Zusammenhang, sie sei generell kein Fan von Worten, die man nicht mehr sagen darf. Natürlich wolle sie damit nicht Menschen aktiv verletzten, jedoch empfinde die 43-Jährige es als „superschwierig“, dass man Begriffe wie etwa das N-Wort nicht mehr verwenden darf. Dabei reproduzierte sie den Begriff mehrfach. In der veröffentlichten Folge wurde dieser zwar durch einen Piepton unkenntlich gemacht, im Zusammenhang wird aber deutlich, dass die frühere Viva-Moderatorin das N-Wort mehrfach reproduziert hatte – was entsprechend große Kritik in den sozialen Medien auslöste.“

Darauf ging es so weiter, wie es immer weitergeht in diesem Twitterland. Empörung, Entschuldigung, Noch mehr Empörung. Langweilig. Viel interessanter ist, zu erfahren, warum wir so gerne Wörter benutzen, die verboten sind. So wie es Kuttner tat. Zunächst einmal gibt es die Tabus. Zum Beispiel die Sprachtabus. Das sagt man nicht, heißt es. Sie sind die Grundvoraussetzungen. Tabus müssen übrigens nichts Schlechtes sein. Immerhin finden wir alle, dass man nun nicht unbedingt alles sagen muss, was man denkt. Es ist auf jeden Fall erst mal nicht schlecht, dass man nicht überall irgendwelche Sachen sagt, die andere verletzen. Doch das Problem ist: Wer bestimmt, was verletzt? Du oder ich? Oder wir alle?

Davon abgesehen, werden Tabus immer wieder übertreten. Zum einen, weil man nicht weiß, dass es dieses Tabu gibt. Dann spricht man von einem Fauxpas. Darauf kann sich Kuttner aber kaum berufen. Sie wusste genau, was sie da sagte.

Dann gibt es diese Obsession mit Tabus. Sagt man jemand, dass er eine Sache nicht denken darf, dann sorgt man mit Sicherheit dafür, dass er ständig daran denkt. Und endlich vielleicht sogar ausspricht. Vielleicht war es das bei Kuttner? Schließlich sind Tabus auch interessant, weil man so herrlich provozieren kann, wenn man sie bricht. Anders gesagt: Man nimmt sich die Macht zurück, die einem genommen wurde. Man kennt das ja von Kindern. Wenn man ihnen das K-Wort, dann werden sie es lustvoll immer wieder herausschreien. Das K-Wort steht hier für das, was man in der Toilette versenkt.

Ja, es geht eben fast immer um Macht. Und wenn jemand diese eingrenzen will, dann werden die Grenzen getestet. So lautet das ewige Gesetz. Ging es Kuttner darum? Jedenfalls hat sie versucht, der Freiheit das Wort zu reden, und musste lernen, dass die Twitter-Gemeinde sich die Herrschaft nicht nehmen lässt. Kuttner hat dabei mit offenem Visier gestritten. Das war ehrenhaft, aber meiner Meinung nach ein Fehler. Denn wenn man ein Tabu aushebeln und es gleichzeitig bestehen lassen will, dann am besten mit Ironie. In eher repressiven Gesellschaften das Mittel der Wahl. Bei Ironie kommt man einem nicht so schnell auf die Schliche. Sie hätte zum Beispiel sagen können: “Das Wort Neger kommt nicht über meine Lippen.” Schwupps hätte sich Freiheiten genommen und gleichzeitig das Tabu bestehen lassen. Die Lacher hätte sie dabei vermutlich auch auf ihrer Seite gehabt. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass man sich befreit fühlt.

Christian Kümpel

Bild: Pixabay


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