Manche können ihrem Schicksal nicht entkommen. Auch nicht die Rassisten, die glaubten, sie wären keine. Wenn Sie nun allerdings meinen, Rassisten wären Personen, die glaubten, sie seien anderen wegen äußerlicher Merkmale überlegen, so irren Sie. Rassisten sind erst mal alle, die weiß sind. Woran liegt es, dass sie Rassisten sind? Eben an der Hautfarbe. Und natürlich an dem strukturellen Rassismus. Und an dem Geld.
„Inspiriert von der „Critical Race Theory“ ist im Extremfall jeder ein Rassist, wenn er einer Gruppe angehört, die im Mittel sozioökonomisch bessergestellt ist als eine nicht-weiße oder zugewanderte Minderheit.“, so Philipp Hübl. Das macht also die meisten von uns zu Rassisten. Allerdings nicht arme weiße Deutsche. Denn die sind ja nicht bessergestellt. Dass sie vielleicht AfD oder gar NPD wählen macht sie nicht zu strukturellen Rassisten. Denn nur wenn Geld zur Hautfarbe kommt kann man von strukturellen Rassismus sprechen. Rassisten sind also im Zweifelsfall keine armen weißen Deutsche. Nur die anderen, die mit Geld.
Natürlich kann man entsprechende Seminar besuchen, um dann seine strukturelle Schuld abzuarbeiten, am besten die teuren, dann wirkt der Ablass besser. Allerdings wird man schnell Gründe finden, warum ein Seminar nicht reicht. Da muss man vermutlich ein Paket buchen, so wie auch sonst bei den Psycho-Seminaren. Das Ganze läuft also auf ein Seminar-Abo hinaus. Eventuelle sogar ein Seminar-Dauerabo. Gut für die Anbieter. Doch der Rassismus bleibt wie eine Erblast bestehen. Denn man hat ja immer noch etwas Geld, wenn auch nun weniger, und ist weiterhin weiß.
Aber wenn man es nun sowieso nicht ändern kann, auch nicht durch Seminare, die den Anbieter reich machen? Könnte man da nicht auf die Idee kommen, es auch mal zu akzeptieren, dass man strukureller Rassist ist. Dann bin ich halt einer, sagt man sich. Und man erkennt plötzlich, wie frei man wird, wenn man sich dies zugesteht. Man kann übrigens auch damit leben, unkeusche Gedanken zu haben. Und es lebt sich im Grunde auch kommod, wenn der Vorwurf kommt als Mann grundsätzlich ein Frauenunterdrücker zu sein. Und dann bemerkt man: Schlimm wird es doch erst, wenn man sich gegen den Vorwurf wehrt.
Wer also strukturell rassistisch, frauenfeindlich, unkeusch und dazu auch noch reich ist, der kann entweder in moralische Panik verfallen. Er wird dann erpressbar und muss Seminare besuchen und rumheucheln. Oder er kann einfach erkennen: Ich bin in diesem Land sowieso der Bösewicht. Aus der Nummer komme ich nicht raus. Dieser Gedanke ist vermutlich der Schlüssel zur Freiheit. Also wehren wir uns nicht mehr. Denn wer sich verteidigt, ist schuldig. Besser ist es wissend und befreit zu lächeln. Denn es gibt Schlimmeres als ein struktureller Rassist zu sein. Zum Beispiel ein Feigling.
Christian Kümpel
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