Wir kennen das alle. Wenn man nicht den Mut hat, einen starken Gegner anzugreifen, dann arbeitet man sich an einem anderen ab. Oder an einem perfekten Sündenbock. Wer eignet sich da besser in Deutschland als die sogenannten Rechten. Wird ein Transmann getötet, ist die rechte Hetze schuld, obwohl ein Tschetschene zugeschlagen hat, der vermutlich keine konservativen Blogs in Deutschland liest. Zugegeben, verantwortlich sind jetzt mehr und mehr auch die sogenannten Terfs (trans-Exclusionary Radical Feminism). Auch sie sollen eine Atmosphäre des Hasses schaffen, vornehmlich dadurch, dass sie erklären: Eine Frau hat ein biologisches Geschlecht. Wenn das Hassrede ist, dann hat Hass offensichtlich eine neue Bedeutung. Früher bedeutete es, dass man jemand nicht nur verabscheut, sondern ihm auch schaden möchte. Heute reicht für Hass schon, dass man jemand abspricht, eine Frau zu sein. Vermutlich weil das seine Gefühle verletzten könnte. Kein Wunder, dass da immer mehr Hass in der Welt ist.
Doch ich schweife ab. Wer sich mit Muslimen oder Afrikanern unterhält, der wird feststellen, dass sie, im Gegensatz zu den sogenannten Rechten, eine tiefe Abneigung gegen Transpersonen verspüren. Die Gründe dafür sind schnell ausgemacht: Kultur, Religion und Erziehung. Allerdings gehören ja auch sie zu den sogenannten Opfergruppen. Daher wird man sich hüten, das Thema Transfeindlichkeit von Migranten an die große Glocke zu hängen. Lieber bleibt man bei dem Narrativ, dass Rechte schuld seien an der Gewalt, und natürlich jetzt auch Feministen. So sorgt man dafür, dass das eigene Weltbild nicht erschüttert wird.
Und so könnte es durchaus passieren, dass wieder eine sogenannte Transperson getötet, verletzt oder sonst wie geschädigt wird, ohne dass man sich um die wahren Ursachen kümmert. Denn am Ende sind uns vermutlich die Menschen egal. Wichtig ist, dass wir das Weltbild erhalten können, in das wir so viel investiert haben. Natürlich werden die Kosten dafür immer höher, je länger man sich nicht bequem, der Wahrheit ins Auge zu sehen. Aber, und das ist eben der Grund, warum man so weiter machen kann, die Kosten trägt man ja nicht selber. Die tragen andere.
Christian Kümpel
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