Was sind denn Werte? Normalerweise gehören sie zu Dingen, die man gerne haben möchte, weil man sie unbedingt braucht. Je dringender, desto höher sind sie im Kurs. Das gilt auch für sittliche Ideale. Wir alle haben es nötig, gute Menschen zu sein. Allerdings stellt sich die Frage: Was ist gut? Ist gut, eine Ehe einigermaßen zu führen, auch wenn man sich nicht mehr liebt. Oder ist es gut, sich scheiden zu lassen, um seinen Neigungen ungestört nachgehen zu können? Ist es gut, ein klares und einfaches Deutsch zu beherrschen, damit man auch gut verstanden wird? Oder ist es gut, mit Gendersternchen vermeintlich nicht-Mitgemeinte sichtbar zu machen. Ist es gut, gegen Abtreibung zu sein, weil mal meint, dass nichts und niemand unschuldiger sei als ein ungeborenes Kind. Oder ist es gut, jemand zu ermutigen abzutreiben, damit dieser seinen Lebensentwürfen entsprechend frei leben kann?
Wenn man übrigens noch die Werte der Eingewanderten dazu nimmt, dann wird es noch diverser. Die einen halten queere Existenzen hoch, weil sie angeblich die heteronormative Zweigeschlechtlichkeit überwindet. Viele Einwanderer halten Transsexuelle für das Böse schlechthin. Ausgeburten der Hölle, wäre da wohl die richtige Beschreibung aus ihrer Sicht, sind für sie Transsexuelle.
Nun ist es ja bekanntermaßen so, dass es nicht divers genug in Deutschland zugehen kann, was Hautfarbe, Religion, Alter und Body-Mass-Index angeht. Doch wünscht sich die rot-grüne Elite wirkliche Diversität, die ja eigentlich eher darin besteht, dass die Menschen in einem Land ganz unterschiedliche Überzeugungen und eben Werte vertreten?
Davon kann man kaum ausgehen. Gewünscht wird nur optische Vielfalt. Wenn es um Ideen und Güter geht, dann wird es eher rigide. Der Wert der Nation findet da wenig Sympathie. Der Wert des unbedingten Glaubens an Gott auch nicht. Der Wert der Familie wird unterminiert, indem die Familie auch gesetzgeberisch immer mehr in Frage stellt.
Dafür hat man jetzt andere Werte. Die will man durchsetzen, und zwar mit Macht, den Institutionen und den Medien. Und das ist ja auch ganz normal. Denn jeder weiß, dass unterschiedliche Werte eine Gesellschaft auf Dauer zerrütten. Da müssen eben die Leitwerte her. Die sind rot-grün.
Allerdings haben es die Werte der linken dominierenden Gruppe so an sich, die eigenen Werte zu bedrohen. Und das geht so: Die Vielfalt als Wert sorgt dafür, dass immer mehr Migranten nach Deutschland kommen, die wenig mit den progressiven Werten des grün-linken Milieus anfangen können. Für die meisten Einwanderer aus Syrien oder Afghanistan ist die Familie von höchstem Wert. Gott, das geht nichts drüber. Und Toleranz ist nicht gefragt, wenn man über die göttliche Wahrheit verfügt.
Und so könnte es sein, dass man doch irgendwann merken wird: Man hat sich Werte ins Land geholt, die dem Projekt Vielfalt entsprechen, aber dem Projekt postmoderner Humanismus entgegenstehen. Am Ende hat man vielleicht in diesem Land diejenigen an den Rand gedrängt, die sogenannte rechte Werte vertreten. Aber die Neubürger werde dafür sorgen, dass diese Werte mit ihnen wieder ins Land importiert werden. Und da man einen Afghanen, der Transsexuelle hasst, nicht als Rechten bezeichnen kann, könnte es bald sein, dass wir uns wieder an neue Werte gewöhnen müssen.
P.S. Susanne Schröter hat darauf aufmerksam gemacht, dass es schon kurios ist, wie vehement man für die sogenannten westlichen Werte im Ausland eintritt. Aber sobald das Ausland hier eingewandert ist, gelten diese ausländischen Werte als sakrosankt. Diesen Widerspruch wird das Land auf Dauer kaum aushalten. Mal sehen, wann es auch die Grünen merken.
Christian Kümpel
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