Scheitern besser erklärt

Wenn man als Afrikaner in Europa scheitert, dann aus verschiedenen Gründen. Es könnte an mangelnder Bildung, an einem löchrigen sozialen Netzwerk oder dem Wirtschaftssystem liegen. Die Identitätspolitik liefert allerdings die ultimative Ursache. Man scheitert immer aus einem Grund, den man selbst nicht zu vertreten hat, und der doch etwas mit einem selbst zu tun hat: Rassismus.

Wenn man keinen Erfolg hat, dann wäre es normalerweise ein Grund, Fehleranalyse zu betreiben. Aber da baut die Identitätspolitik vor. Denn am Ende liegt es immer daran, dass man schwarz ist in einem Umfeld, in der man Schwarzen keine Chance gibt. Während jedes Scheitern früher mit einem Schamgefühl behaftet war, kann man jetzt stolz auf die Identität verweisen. Man hatte nie eine Chance, weil man ist, wie man ist.

Die dunkle Seite dieser Weltanschauung ist allerdings, dass niemand auf diese Weise befähigt wird. Befähigt wird eher derjenige, der meint, dass man Widerstände überwinden müsse, indem man sich anstrengt. Derjenige, der meint, dass die Schuld für eigenes Scheitern niemals bei sich zu suchen wäre, der wird sich einrichten und hat noch die Moral auf seiner Seite. Der einzige Wermutstropfen ist da nur, dass es Dunkelhäutige gibt, die erfolgreich sind. Das spräche eigentlich dagegen, dass man alles mit Rassismus erklären könnte. Aber wenn alles nichts hilft, dann kann man ja in diesen Fällen den Zufall bemühen. Wichtig ist nur, dass man sein Weltbild schützt. Die Identitätspolitik liefert da die besten “Begründungen”.

Kü  

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay